Der Verkauf von Forderungen hat sich in den letzten Jahren auch im europäischen Unternehmensumfeld zu einem gängigen Finanzierungsmittel etabliert. Aber nicht nur als alternative Finanzierungform, sondern gerade auch bei anstehenden Akquisitionen kann Factoring im M&A- Prozess durchaus interessant sein.
Bedingt durch die anhaltenden wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Krise befürchten viele Firmen, in die roten Zahlen zu rutschen. Als Konsequenz bleibt häufig nur der Notverkauf oder die Insolvenz. Aktuell ist die Anzahl der Insolvenzen gegenüber dem Vorjahr zwar noch rückläufig, aber dies lässt sich auf die vom Bundesrat eingeführten Massnahmen zur Unterstützung von Unternehmen zurückführen. Zudem konnten viele Schweizer Unternehmen von einem vor der Krise äusserst positiven Finanzierungsumfeld profitieren, wodurch eine ausreichende Eigenkapitalausstattung realisierbar war. Experten sprechen deshalb auch von einer „Insolvenzdelle“ statt einer „Insolvenzwelle“. Für die kommenden Monate erwarten Experten hier jedoch eine deutliche Trendumkehr, denn der Einfluss der bislang die Insolvenz hemmenden Faktoren lässt so langsam aber sicher nach.
Gemäss einer aktuellen Deloitte-Studie erwarten Experten vor allem im zweiten Quartal 2021 zudem einen rasanten Anstieg von Transaktionen auf dem Distressed M&A-Markt. 83 Prozent der Teilnehmer erwarten infolge der Pandemie deutlich mehr Distressed M&A-Transaktionen auf dem Markt, lediglich 7 Prozent prognostizieren einen Rückgang. Demnach dürften gerade Notverkäufe oder Übernahmen, sogenannte‚ Distressed M&A‘-Deals einer Expertenbefragung zufolge durch die Corona-Krise in den kommenden Monaten stark zunehmen.
Zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren für Distressed M&A-Transaktionen gehören eine umfassende Datenaufbereitung und die schnelle Investorenansprache. Hier muss bei der Datenaufbereitung erkannt werden, welcher Wert in den Assets liegt, denn gerade jetzt ist es für Unternehmen besonders wichtig, ihre Möglichkeiten bei M&A-Aktivitäten bestmöglich auszuschöpfen. Genau hier kommt Factoring ins Spiel. In Ländern wie Grossbritannien oder den USA ist es schon lange üblich, dass Factoring-Experten bei Fusionen oder Übernahmen mit am Verhandlungstisch sitzen. In anderen Ländern haben in den vergangenen Jahren vermehrt Private-Equity-Gesellschaften diese Finanzierungsform für sich entdeckt. Häufig ist Factoring ein zusätzlicher und mitunter entscheidender Baustein für die Finanzierung einer M&A-Transaktion! „Der Liquiditätszufluss aus dem Verkauf von Forderungen führt zu einer geringeren Verschuldung, so kann bereits die Finanzierung des Working-Capitals durch den Forderungsverkauf sichergestellt werden.“, sagt Carsten Häming, Managing Partner der Corporate Finance Mittelstandsberatung GmbH in Düsseldorf.
Factoring kann in den verschiedenen Phasen des M&A- Prozesses eingesetzt werden und sowohl für den Verkäufer, als auch für den Käufer ein sinnvolles Instrument darstellen. Gerade in der Phase der Anbahnung eines Unternehmenskaufs können mit Factoring kurzfristige zinspflichtige Verbindlichkeiten getilgt werden. Dadurch wird der Substanzwert der Unternehmung gesteigert, wodurch im besten Fall ein höherer Kaufpreis legitimiert werden kann. Auf diese Weise kann der Verkäufer unter Umständen sogar einen höheren Preis durchsetzen. Aber auch der Käufer selbst kann durch Factoring im M&A- Prozess profitieren. So kann ihn der Factor bei den Akquisitionsvorbereitungen unterstützen.
Durch eine umfangreiche Analyse des Forderungsportfolios beim Target können Chancen, aber auch mögliche Risiken aufgezeigt werden, wodurch insgesamt ein realistischer Kaufpreis erzielt werden kann.
Factoring ermöglicht im M&A- Prozess zudem eine höhere Liquiditätsausschöpfung als dies klassische Kreditlinien von Banken erlauben. Nach dem Forderungsverkauf an einen Factoringanbieter wie der A.B.S. Factoring AG können 80- 90 % des eigentlichen Werts der Forderungen in Liquidität umgewandelt werden. Zudem erfolgt die Auszahlung äusserst zeitnah und deutlich schneller als dies bei anderen Finanzinstrumenten der Fall wäre.
Nicht wenige Unternehmen sind durch neue Investoren zwar mit aussreichend Eigenkapital ausgestattet, aber meist ist das nötige Working Capital nicht vorhanden. Mittels Factoring kann dies generiert werden. In der Folge kann der Cash Conversion Cycle sogar negative Werte annehmen und das freigesetzte Kapital kann zur Deckung von Verbindlichkeiten genutzt und ins betriebliche Wachstum investiert werden.
Durch die langfristige Natur von Factoring- Verträgen wird die finanzielle Unabhängigkeit gestützt und das Risiko instabiler Planungsverhältnisse, zum Beispiel durch eine unerwartete Kreditkündigung seitens der Bank reduziert. Dies bedingt einen dauerhaften positiven Effekt auf die Liquiditätssituation- und dies selbst nach den möglichen zusätzlichen finanziellen Belastungen durch eine Akquisition. Auch saisonale Schwankungen können dadurch abgefedert werden und das Risiko aufgrund der Ausfallhaftung durch den Factor kann entsprechend minimiert werden.
Bei M&A-Transaktionen spielt die Geschwindigkeit eine immense Rolle. Auch hier kann Factoring klare Vorteile bieten, denn sofern die notwendigen Forderungsinformationen vorliegen, sind Factoring-Gesellschaften innerhalb von 48 Stunden zu in der Lage, eine verlässliche Aussage über die Rahmendaten zu treffen. Voraussetzung hierfür ist eine exakte Risikoanalyse, bei der der Factor relevante Punkte wie den Anteil an der Gesamtfinanzierung oder eine vertraglich festgelegte Exit-Strategie berücksichtigt. Um Chancen und Risiken fair betrachten zu können, ist auch die Homogenität der Kapitalgeber entscheidend.
Im Zuge der Vertragsgestaltung muss der Factor auf die besonderen Bedürfnisse der Private- Equity– Branche eingehen. Gerade bei grenzüberschreitenden oder strukturiert finanzierten Akquisitionen findet man oft komplexe Finanzierungsumstände vor. Grundsätzlich gilt jedoch, dass im M&A-Geschäft Kompetenz und Erfahrung bei der Auswahl der Factoring-Gesellschaft eine entscheidende Rolle spielt. „In der Praxis empfehlen wir, bereits vor Beginn einer M&A-Transaktion, einen möglichen Einsatz von Factoring durch die A.B.S. prüfen zu lassen.“, berichtet Carsten Häming.
Abschließend empfiehlt Häming: „Ein gut vorbereiteter Verkaufsprozess kann ein erfolgreicher Neubeginn in der Unternehmenskrise sein. Factoring nimmt hier einen zentralen Bestandteil ein.“
Case Study: Factoring im M&A- Prozess